Morganas Brief:
Liebe Mutter,
ich vermisse Dich sehr. Ich habe ein wenig Zeit Dir ein paar Zeilen zu schreiben. Ich bin in meinem Quartier an Bord der X∂-31f. Es ist ein gewaltiges Schiff und wir brauchen jedes Besatzungsmitglied um es raumtüchtig zu halten. Die Schiffssysteme sind komplex aber mit Hilfe der digitalen Handbücher und AI schaffen wir es die Syteme aufrecht zu erhalten.
Seit der große Krieg auf der Erde begann, hat sich mein Leben grundlegend verändert. Die Schule auf Mercury Alto war eine lernreiche Zeit. Die Lehrer gehörten alle zu den Besten Ihres Faches. Ich mochte speziell die Fächer in Morphogenese und Parapsychologie. Chemie und Physik waren für mich leicht zu verstehen. Deine Geduld und all die Dinge die Du mir beigebracht hast, zeigen nun Ihre Früchte. Was mich aber am meisten fasziniert ist Semiotik und Semantik. Der Syntax ein jeder Sprache widerspiegelt die Mentalität und schliesslich die Kultur eines Volkes. Auch in der Tierwelt sind syntaktische Strukturen zu finden.
Die folgenden Dinge habe ich sonst niemandem erzählt. Sie sind nur für Dich bestimmt weil ich weiss, dass Du mich verstehst.
Mein Leben ist ein Mysterium. Ich träume manchmal was am folgenden Tag geschieht. Ja, ich habe oft luzide Träume. Einer dieser Träume beschäftigt mich sehr. Ich hatte diesen Traum bereits einige Male, so oder ähnlich. Du hast mir oft gesagt, dass unsere Träume Bedeutung haben und dass unsere Seele darin in eine andere Welt reist und nicht wie die Pseudowissenschaftler der Erde behaupten, nur eine zufällige Fluktuation des Gehirnes sind.
Genauso fühlt sich dieser Traum an. Ich stehe in einer uralten Ruine, hoch in den Bergen. Der Baustil erinnert an nichts das wir kennen. Die teilweise erhaltenen Strukturen sind Bögen und Rhomboiden.
Ich stehe auf einem Versammlungsplatzes der mit gigantischen Monolithen ausgelegt ist. Umrundet von gebrochenen Bögen und spitzen Türmen stehe ich und sehe auf eine weite Ebene hinunter. Dort ist eine moderne Stadt, mit Fassaden die die Umgebung widerspiegeln. Die Gebäude sind hoch und dazwischen fliegen Transporter und Drohnen. Danach schaue ich zum Himmel auf und sehe Feuer vom Himmel regnen, aber es scheinen keine Meteoriten zu sein, die Feuerbälle sind kompakt und gleichförmig. Dann sehe ich eine Figur, eine Frau. Sie hat wallendes Haar und einen leuchtenden Körper. Sie kommt auf mich zu bis Ihr Gesicht mein gesamtes Sichtfeld ausfüllt. Sie ist schön, ich weiss nicht wer Sie ist. Sie lächelt und sagt: "Wehret den Anfängen." Danach gibt sie den Blick wieder frei und ich sehe die Stadt in Flammen. Ich gehe dann einen Schritt vor über die Kante des Versammlungsplatzes und fliege über die Wälder der brennenden Stadt zu. Mutter, sehe ich in diesem Traum meine, unsere Zukunft? Der Traum macht mir Angst.
Ich habe Dir ein Photo von meinem Zimmer beigelegt. Viele Dinge habe ich von Mercury Alto mitgenommen. Aber einiges habe ich auch in den riesigen Lagerhallen "unseres" Schiffes gefunden. Das Schiff ist gigantisch. Ich bin jetzt seit 18 Tagen auf der Cassandra aber ich kenne nur einen Bruchteil des ganzen Schiffs. Unser erster Offizier und Ingenieur Samara hat angeordnet das niemand das Schiff auszukundschaftet, sondern sich auf die Regionen beschränkt in denen man tätig ist. Sie meint gewisse Bereiche im Schiff seien extrem gefährlich und nur mit Schutzmassnahmen zu betreten. Sie ist ein toller Kommandeur und die Crew liebt sie wegen Ihres Charmes und Ihren klaren Erläuterungen. Vater hat angeordnet das der Schulunterricht nach Geschlechtern getrennt stattfindet. Ganz nach der Tradition unserer Vorfahren. Nur die Fächer für Kunst sind gemischte Klassen. Zeichnen, Malen, Musik und natürlich Tanz.
Vater hat mir erzählt das dieses Schiff von Ihm in einer Notsituation entwendet wurde. Wir alle waren besorgt, dass wir wegen Meuterei möglicherweise gefangen genommen würden doch sind wir bereits Lichtjahre entfernt von den finsteren Klauen der irdischen "Gerechtigkeit", dass diese Wahrscheinlichkeit astronomisch klein ist. Ausserdem ist es das schnellste Schiff das von Menschen je gebaut wurde. Wir fühlen uns sicher.
Ich arbeite auf der Medizinstation und lerne die Instrumente dort zu verstehen, zudem planen wir in einem Hangar ein Hydroponium aufzubauen. Ich habe die Samen welche Du mir gegeben hast immer bei mir. Wir haben in all den Lebensmitteln etliche Samen die wir alle sorgsam aufbewahren. Jeder ist verpflichtet Samen die er findet in der Samenbank abzugeben.
Sanibel geht es nicht gut. Sie weint oft. Sie vermisst Dich. Du kennst sie ja, Sie tut sich schwer mit Veränderungen. Sie ist noch jung ich hoffe das wird sich noch ändern. Sie liebt Musik und Malerei. Sie ist sonst eine recht gute Schülerin. Ich verbringe viel Zeit mit Ihr und integriere Sie wenn immer möglich in meinen Tagesablauf.
Ich genieße die Zeit für mich allein. Das ist ein Photo während meinen Tanzübungen in meinem Quartier... Bald beginnt mein Dienst in der Wasseraufbereitungsanlage. Wir kalibrieren heute das Laserspektroskop. Das wäre viel einfacher wenn Du bei uns wärst.
Ich werde Dich bald wiedersehen.
In tiefster Verbundenheit
Morgana
Kommentare 6
Maxime
volon
Interessantes Bild, viel zu sehen und zu entdecken
Möge die Reise ruckelfrei sein - nicht dass da noch was runter- oder umfällt (wie z.B. auf der rückständigen Enterprise-Flotte)
interozitor
Ich wusste gar nicht, dass die Post sogar bis nach Andromeda kommt
Aber – reizvolles Bild. Aus der Geschichte lässt sich was machen.
ritch
Via Quantenverschränkter Kommunikation geht das sogar in Echtzeit. Nachteil: Um in jener Galaxie einen solchen SendeEmpfänger zu installieren, müsste man dorthin erstmal physisch hingelangen. Lösung: Man horcht ALLE Frequenzen ab und analysiert die Datenmengen wie SETI nach wiederkehrenden Mustern (FFT-Analyse), bis man auf Signale stößt, die nicht natürlichen Ursprungs sein können. Für diese Auswertung bräuchte man ein immenses Netzwerk an geballter Rechenpower.
Und dann fängt der Spaß erst richtig an: Man benötigt einen Übersetzer, der jene Daten in eine für uns verständliche Form überträgt.
Das könnte extrem schwierig werden, da es weder Vergleiche noch Bezüge gibt. Ein außerirdischer Akt, wobei die Enigma noch ein vergleichsweise primitiver Kaugummiautomat war. 
Ohne A.I. geht da gar nix, wenn man die Ergebnisse noch VOR dem Ende unseres Universums erwartet. Erinnert mich an die TRIGAN-Story, in der ein Wissenschaftler zeitlebens versuchte, außerirdische Signale zu entschlüsseln.
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Wäre es meine Story, so würde das Ergebnis QUAK lauten - und damit wäre man wieder so schlau wie am Anfang.
interozitor
Ja, und wenn man dann ein freundliches »Quak!« zurückschickt, kann der auswärtige Briefträger die Anschrift nicht zuordnen, und der Umschlag landet dann bei Familie »Bitte keine Werbung«.
Kushanku
Schönes Bild
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