Liebe und Tod

Alfred Lord Tennyson (1809–1892)

(Übersetzung: Adolf Strodtmann)


Liebe und Tod


Die Liebe schritt, als voll das Mondlicht schien,

Des Paradieses Thymianflur entlang

Und spähte hell umher auf ihrem Gang.

Da sah sie plötzlich unterm Eibenbaum

Alleine wandelnd, redend wie ein Traum,

Den Tod; zum ersten Male sah sie ihn.

„Flieh, sprach der Tod; denn dieser Pfad ist mein!”

Die Liebe weint' und wandte sich, zu fliehn;

Doch scheidend sprach sie: „Diese Stund ist dein;

Du bist des Lebens Schatten; wie der Baum

Im Sonnenlicht beschattet rings die Matten,

So wirft im lichtbestrahlten Weltenraum

Das große Leben rings des Todes Schatten;

Der Schatten schwindet mit des Baumes Fall,

Ich aber herrsche ewig ob dem All.”


Ich empfehle wärmstens die geniale Vertonung von Bacio di Tosca.