Verwendete(s) Programm(e): DS4.11 Beta, Gimp
Die Blätter raschelten leise im Wind. Shila'ena Xanaba sang leise vor sich hin, während sie die heiligen Wurzeln kleinschnitt und den Sud vorbereitete. Als er kochte, begann sie mit dem Ritual. Sie griff tief in sich hinein, suchte in sich die Verbindung mit der Erde, mit dem Feuer, mit der Luft und dem Wasser. Sie reichte tief hinab, tiefer als sie selbst war, und nahm die Kraft der Erde auf. Ihr Gesang brachte sie in diese Welt, verwob sie mit dem Dampf, mit dem Feuer, mit den Wurzelstücken in dem Sud. Als sie sicher war, dass die Erde ihre Macht gegeben hatte, wandte sie sich dem Licht zu. Sie reichte hinauf ins Feuer, immer höher, bis aus dem Feuer Licht wurde, und holte auch seine Kraft, um sie in den Sud zu weben. Dann suchte sie nach der Macht des Wassers und der Macht der Luft.
"Mütterchen, warum rufst du auch die Erde an, wenn die Paste doch nur das Dasein unter Wasser erlauben soll? Wasser und Luft verstehe ich, und das Licht reicht nicht bis in die Höhlen, aber was benötigen wir von der Erde?" Ihre Schülerin Sia - später würde sie einmal Shila'ena Ni'siathiel sein und Xaa als Weise Frau ersetzen - war unbemerkt an die alte Schamanin herangetreten. Xaa lächelte.
"Weil wir Wesen der Erde sind, Sia. Schau dir unsere Haut an, fühl unser Fleisch - kein anderes Element hat so viel Festigkeit und solch eine unterschiedliche Beschaffenheit wie die Erde. Würde ich nur Luft, Wasser und Licht in die Paste weben, würde sie sofort abgewaschen, sobald wir damit ins Wasser gehen. Wenn ich sie aber mit uns verbinde, so bleibt sie an uns haften. Deswegen brauche ich als Basis die Kraft der Erde."
Als der Sud zu einer dicken Paste eingekocht war, hob Xaa den schweren Kessel vom Feuer.
"Morgen können wir wieder in die Höhlen hinabtauchen. Du müsstest morgen deinen Fruchtbarkeits-Tag haben, ja?" Sia nickte auf die Frage ihrer Lehrmeisterin.
"Gut, dann wirst du die Perlblumen ernten. Du weißt, wann sie am kräftigsten sind?"
"In der Abenddämmerung, und wenn sie von der Hand einer fruchtbaren Frau gepflückt werden."
"Richtig. Und ich weiß, dass du die Höhlen liebst."
Am nächsten Abend machte Sia sich kurz vor der Dämmerung auf den Weg zu den Höhlen. Zunächst schwamm sie zu dem Felsen mitten im See, um zu sehen, wann der beste Zeitpunkt zum Abtauchen war. Vorsichtig tupfte sie die Paste in ihr Gesicht. Die heiligen Muster auf Rücken und Bauch hatte Xaa schon aufgetragen. Langsam, ganz langsam, begann Nebel aufzuwallen. Als die Sonne die letzten Blätter zur Nacht geküsst hatte, sprang Sia ins Wasser. Auf zu den Höhlen!