Verwendete(s) Programm(e): DS 4.11 Beta, Gimp
Langsam trat Lori in die warme Nachtluft hinaus. Alles in ihr wirbelte durcheinander. Einerseits war sie froh, den Streit mit angehört zu haben, andererseits hatte er ihr Weltbild gerade fürchterlich erschüttert.
Lori war jung für eine Elfe - gerade einmal hundertsechzig Jahre und damit eine gute Dekade erwachsen. Sie wusste, dass nun die Schacherei losgehen würde - was bekommen wir für unsere Tochter, was müssen wir hergeben, um einen guten Mann zu bekommen? Doch wie sehr geschachert wurde, das war ihr vorher nicht klar gewesen.
Sie war im Hause ihrer besten Freundin Atiana'risa. Tia war älter als Lori und seit dreißig Jahren gut verheiratet. Tatsächlich hatte die Ehe auch schon ein Kind gesehen, das jedoch nicht überlebt hatte. Ihre Freundin war am Boden zerstört gewesen, als ihre Tochter gestorben war. Wie man durch das halbe Haus gehört hatte, nagte es noch immer an ihr.
Lora'quellion hatte Tia fürchterlich angeschrieen. Er war ein gutaussehender Mann und sehr bemüht um Lori, die ihn ihrerseits sehr mochte - nein, begehrte, nicht mochte. Lora'quellion war kein Mann, den man mögen konnte. Bewundern, anhimmeln, begehren, lieben, hassen, ja, aber nicht mögen. Als Tia ihn geheiratet hatte, war Lori fürchterlich neidisch gewesen. Und nun dieser Streit.
Tia hatte ihren Mann für den Tod ihres Kindes verantwortlich gemacht. Lora'quellion hatte ihr hingegen vorgehalten, dass mit IHM alles in Ordnung sei, und dass die Schwäche des Kindes wohl aus ihrer Linie kommen musste. Und dann hatte er ihr entgegengeschleudert:
"Und halt jetzt bloß den Rand! Sonst bringe ich das nämlich vor den Ältestenrat und behaupte, du seist zu schwach, um erneut schwanger zu werden! Dann wird unsere Ehe geschieden, und ich kann endlich jemanden heiraten, der weiß, was er an mir hat!"
"Wen denn?"
"Lori zum Beispiel. Ihre Familie hat Einfluss und wird froh sein, nicht den erstbesten Deppen nehmen zu müssen, für den sich ihr Töchterchen interessiert, sondern jemanden zu bekommen, der ebensoviel Einfluss mitbringt! Und ICH habe schon bewiesen, dass ich fruchtbar bin!" Da hatte die arme Tia fürchterlich angefangen zu weinen.
Nun saß Lori auf der Treppe im Mondlicht und grübelte. Tia war ihre beste Freundin; Lori wollte nichts weniger, als ihr weh tun. Aber Lora'quellion hatte recht - Loris Eltern würden ihn mit Kusshand nehmen, und sie selbst hatte auch seit Jahren Lust auf den Mann; er war unfassbar anziehend und brachte sie durcheinander, wenn er nur den Raum betrat. Und er war tatsächlich fruchtbar, was bei Shilastari nicht selbstverständlich war. Sie könnte eine Familie haben. Wenn sie Lora'quallion nicht nahm, würden ihre Eltern sicherlich einen anderen Bewerber für sie finden, doch in den Reihen derer, die "angemessen" waren, überwogen ganz eindeutig die alten Säcke.
Lori biss auf ihre Lippe. Es war schwierig. Wie konnte sie dem aus dem Weg gehen, ohne die Traditionen zu brechen?
Ein Vogel begann zu singen, mitten in der Nacht. Lori lachte leise.
"Du hast Recht, Vögelchen. Warum sollte ich die Traditionen nicht brechen? Sie halten mich nur gefangen und geben mir die Wahl zwischen Unglück und Unglück. Woanders gibt es auch Männer. Und wenn ich zu den Ophara in die Dschungel gehe."
Am nächsten Tag begann sie, die Vorbereitungen zu treffen, heimlich zu den Waldelfen zu verschwinden, doch dann geschah etwas völlig unerwartetes: das erste Tor nach Gaia öffnete sich.
Eigentlich wollte ich nur die Klamotte und den Gesichtsausdruck mal testen... Naja.