Die vier Säulen der Empathie: Wahrnehmung, Verständnis, Antizipation, Resonanz.
Fünf von sechs Maschinen bestehen am Ende des Fertigungsprozesses den „Empathie-Test“ nicht. Sie schauen weg und werden anschließend resettet. Nur eines dieser technischen Wunderwerke zeigt Gesicht und simuliert in der KI Mitgefühl.
Kein schlechter Schnitt für ein künstliches Wesen, oder?
(Aus der Kurzgeschichte "Sanitätseinheit 6".)
Kommentare 8
Pixelschubser
Wenn eine KI Empathie empfindet ist sie dann noch eine KI oder schon menschlich?
ritch Autor
Sie simuliert, aber empfindet es natürlich nicht im bio-chemischen Sinn oder spontan/unbewusst, sondern berechnet. [Ein Sanitäter denkt bei der Erstversorgung schließlich auch nicht mehr über jeden Handgriff nach, sondern folgt einem trainierten Ablauf. Letztendlich zählt pragmatisch gesehen nur die Qualität seiner Arbeit, aber nicht sein Empfinden.] Für die daraus resultierende (positive) Handlung macht es jedoch keinen Unterschied. [Film-Tipp: "I am mother", als Beispiel einer sehr hochentwickelten Maschine, die Liebe und Empathie sogar besser simulieren kann als so mancher Mensch es zu empfinden vermag. Und sie ist zudem anpassungsfähig, weil die Entwicklung ihres menschlichen Schützlings natürlich nicht von Beginn an feststeht. Menschen lassen sich schließlich nicht programmieren - außer vielleicht in Nordkorea.]
Das wirft allerdings wieder die Frage auf, ob Asimovs Robotergesetze mit im Spiel waren, ober ob es eine freie KI ist, denn was hat die Maschine davon, so zu handeln (?) Ich vermute, dass ein System ohne bewusste Selbstreflexion nicht dazu im Stande wäre. Also nenne ich es mal eine "Initialzündung", die jenen Punkt beschreibt, an dem (wie in "Der 200-jährige") die Maschine zu einem gleichberechtigten und schützenswerten Lebewesen avanciert - selbst dann, wenn die technische Methodik ihres Denkens längst nicht mehr von "Bio-Einheiten" zu verstehen sein sollte.
Denn was macht ein Lebewesen per Definition aus? Descartes brachte es schon früh auf den Punkt, lange bevor jemand von intelligenten Maschinen träumte: Cogito ergo sum.
spacebones
Für die KI ist es in der Tat Science Fiction - für den Menschen gottseidank nicht.
ritch Autor
Solange empathische Menschen die Mehrheit bilden, wäre die Maschine auch nicht notwendig. *think positive*
Kushanku
Heikles Thema auch bei uns Menschen .
Das Bild finde ich schon sehr gut. Dieses Maschinenmenschenmodell ist total gelungen und das Schattenspiel an der Wand zwischen den Maschinen ist ja auch irre.
ritch Autor
Das Problem ist, den richtigen Programmierer für die Einheiten zu finden. Er oder sie muss unabhängig sein von Kommerz, Religion und Politik. Er/sie darf ausschließlich der programmatischen Empathie folgen und alle Wesen gleichermaßen achten. Das hat natürlich schon etwas von einem irrealen "God-Mode", und deshalb ist es nur Science Fiction. Aber vielleicht ist es für eine KI, die durch nichts anderes belastet und manipuliert wird, einfacher, diesen Modus zu erlangen und durchzusetzen.
Bezogen auf das aktuelle Abdanken eines seltsamen Donalds, der Twitter als Kanzel seiner abstrusen Äußerungen zur Selbstbeweihräucherung nutzte, könnte die "Sanitätseinheit 6" auch das Internet nutzen, um ihre Art der Empathie positiv zu verbreiten. Dass es immer Radikale, Uneinsichtige oder Herzlose geben wird, die sowas mit Hass oder Dummheit ablehnen, ist so normal wie Corona-Leugner oder andere Verschwörungstheoretiker. Doch das interessiert die Maschine nicht, da sie unangreifbar ihr Ziel verfolgt. Schöne neue Welt, gelle?
rjordan
Ernstes Thema aber gute Umsetzung.
Man hat ja auch immer soviiiiieeeel um die Ohren.
ritch Autor
Vielen Dank. Die schwarze Einheit ist übrigens der Qualitätstester und simuliert seine Beschädigung nur. Nach den novellierten Robotergesetzen hat er bald Dienstschluss. Dann fährt er oder besser es nach Hause und kümmert sich um die Familie, die es selbst zusammengebaut hat.
Am Wochenende steht ein Besuch im Zoo an. Dort gibt es echte Menschen zu sehen.
Die weißen Bots werden in irgendwelchen sinnlosen Kriegen verheizt - mit Ausnahme der Einheit Sechs, die irgendwann in den Zoo einbricht, um die Menschen zu befreien. So kann es kommen, wenn man Maschinen mit moral-ethischen Vorstellungen füttert, mit denen ihre KI eigentlich überfordert zu sein scheint.
Die KG gehört zur Anthologie "Roboterliebe (2)".